Odagsen

Die Geschichte unserer Heimat vom Mittelalter bis 1. Weltkrieg

Anmerkung des Webmasters: Dieser Text wurde entnommen aus der Dorchronik von Iber und stammt aus dem Jahre 1949. Ich habe versucht den Text so schonend wie möglich zu überarbeiten, das z.B. ausschließlich für uns relevante Dinge erwähnt werden und zu nationalistisches Gedankengut entfernt wird. Vieles im Original bezieht sich (natürlich) ausschließlich auf Iber. Dennoch enthält der Text viele interessante Informationen die mir bisher noch nicht bekannt waren. Viel Spaß also beim Lesen.

Die Geschichte unserer Heimat im Mittelalter

Die Geschichte unserer Heimat im Mittelalter ist gekennzeichnet durch eine ununterbrochene Kette von Kriegen und Fehden. Am traurigsten war in solchen Zeiten immer das Schicksal der Landbevölkerung, einmal durch die Kriegsschäden, zum andern durch die Lockerung von Moral und Sitte. Für Odagsen kommt hinzu, dass das Dorf unmittelbar mit seiner Feldmark an der Heerstraße lag. Diese Straße war der wichtige Nord-Süd-Weg, der schon durch eine große Anzahl von vorgeschichtlichen Merkmalen nachgewiesen ist für die vorfränkische Zeit. Der vorstehend erwähnte Nord-Süd-Weg führte, soweit sich feststellen lässt, von Bad Sooden­ Allendorf im Werratal in das Leinetal bei Niedergandern. Nach Kreuzung der Leine lief er weiter durch Lenglem, Harste, Moringen, nach Einbeck. In Göttingen kam ein Weg aus Thüringen über Heiligenstadt, und in Harste ein weiterer von Frankfurt über Kassel
und Münden hinzu. In Einbeck teilte der Weg sich wieder in drei Richtungen. Ein Zweig
führte über Eschershausen, Hameln nach Bremen, der zweite über die Hube durch Alfeld nach Norden und der dritte über Gandersheim nach Hildesheim oder Seesen. Daraus geht klar her­ vor, daß der Weg also schon in sehr früher Zeit eine äußerst große Bedeutung gehabt haben muss, zwischen Harste und Einbeck fasste der Weg geballt den gesamten Verkehr zusammen. Zwischen Göttingen und Einbeck wurde die alte Heerstraße überwiegend bis zum Jahre 1735 befahren.

In diesem Jahre wurde die Postlinie mit der Auflösung der hannoversch­ braunschweigischen Postunion über Northeim nach Göttingen geführt. Extraposten benutzten aber auch dann noch häufig die alte Linie über Moringen. ·
Wir haben es also bei dem großen Nord-Süd-Weg mit einer Straße zu tun, die ihre überragende Bedeutung aus uralter Zeit bis in das 18. Jahrhundert hinein bewahrt hat.
In Strodthagen wurde an der Heerstraße ein Zoll erhoben. Wir stellen fest, daß im Jahre 1395 Hans von Hardenberg in Einbeck vom Herzog Friedrich von Braunschweig die Erlaubnis erhält, den an ihn verpfändeten Zoll von Strodthagen zuweilen, nach Einbeck zu verlegen.
Auf der topographischen Landesaufnahme von 1783 ist der Verlauf der alten Heerstraße gut zu erkennen.
Sobald nun eine Fehde unter den Städten oder Potentaten ausgebrochen war, schädigten sie den Gegner zunächst durch die Plünderung der umliegenden Dörfer.

Ein klassisches Beispiel, wie Dörfer niedergebrannt, ihre Viehherden geraubt und sie selbst erschlagen wurden, zeigte die Fehde und Belagerung der Burg Grubenhagen im Jahre 1448. Göttingen, Münden, Helmstedt, Duderstadt, Northeim, Moringen, Hardegsen, Höxter, Hof­ Geismar und Hannover hatten ihre Mannschaften zur Belagerung der Burg Grubenhagen geschickt. Am Johannistag 1448 hatte Herzog Heinrich von Grubenhagen der Bevölkerung von Hofgeismar im Lande Hessen Kühe und anderes Vieh entwendet. Die Bürger der Stadt jagten ihm nach, doch Heinrich und seine Mannen waren mächtiger und erschlugen viele Hofgeismarer. Darüber war der Landgraf Wilhelm. sehr aufgebracht und zog gegen Heinrich zu Felde. Viele Grafen, Ritter und Knechte schlossen sich die Heere des Landgrafen von Hessen an. Er hatte mit den oben erwähnten Vertretern der Städte 1500 Wagen, 2000 Pferde und 16000 Mann Fußvolk zur Verfügung. Sie nahmen die größte Büchse „Makefrede" genannt, und die
., scharfe Grete" mit. Diese wurde von 10 Pferden gezogen, die die Herren von Hardegsen gestellt hatten. 19 Pferde zogen die große Büchse. ·
Die Stadt Göttingen hatte 1000 Mann im Heer, Die Kaufleute stellten 100 Mann aus ihrer Gilde. Die Schuhmacher 66, die Bäcker 55, die Schlachter 95, die Schmiede 50, die Wollen­ weher 70, die Leineweber 50 und die Schneider 35 Mann. Sie wechselten alle acht Tage in der Weise, daß zwei Drittel nach Haus zog, so daß alle Gilden vollständig an die Reihe kamen. So war denn in dieser Zeit auf der Heerstraße ein lebhafter, aber unangenehmer Betrieb.
Beim Auszug hatten die Gilden 85 Wagen. Den Fuhrwerksbesitzern gab man als Lohn täglich 5 Schilling und Esse n, sowie Futter für die Pferde. Die Göttinger lagen 4 Wochen und 6 Tage vor Grubenhagen und der Rat hatte große Kosten. Alle Feldzugteilnehmer lebten auf Kosten der Stadt. Die Gesamtsumme belief sich auf 184 Mark. In dieser Summe sind Korn
und Hafer, sowie Vorräte und Pulver nicht enthalten. Auch die Feldmessen wurden besonders bezahlt. Zuletzt trat das Unheil ein. Die große Büchse brach in fünf Stücken auseinander und wurde für die Belagerung unbrauchbar. Es sollte noch ein allgemeiner Stum1 auf die Burg unternommen werden, aber gegenseitiges Misstrauen der Belagerer ließ es nicht dazu kommen.
Nachdem man die Umgebung von Grubenhagen auf das schrecklichste verwüstet hatte, hob man die Belagerung unverrichteter Sache auf. Alle Dörfer um Einbeck und Salzderhelden wurden niedergebrannt, das Getreide verfüttert und die letzte Ernte mitgenommen. Es besteht noch immer die allgemeine Annahme, daß Wüstungen in der Nähe von Dörfern im 30-jährigen Krieg entstanden sind.
Das ist jedoch in den meisten Fällen nicht so.

Grubenhagen


Die Burgruine Grubenhagen liegt oberhalb Rotenkirchens auf einer beherrschenden Höhe. Die Baulichkeiten sind verfallen, nur wenn sich die mächtigen Buchen auf dem Berg entlaubt haben, schaut ein aus Muschel-Kalkstein erbauter Aussichtsturm in das Land. Erbauer von Grubenhagen sind unstreitig die Herren von Grube, die zwar keine Dynastie, aber in unserer Gegend begütert waren. Edle dieses Namens erscheinen in Urkunden zu Anfang des dreizehnten Jahrhunderts und verschwinden wieder aus der Ge­ schichte zu Ende des vierzehnten Jahrhunderts. Letzner behauptet zwar, daß die Familie mit Johann von Grube im Jahre 1305 ausgestorben sei, allein noch im Jahre 1381 wird in einer Urkunde ein Johann Grube aufgeführt. Es ist nicht wahrscheinlich, daß schon Heinrich der Wunderliche (1285) auf der Burg gewohnt hat. Erst zu Ende des 14. Jahrhunderts nennen sich die Regenten „Herren zu Grubenhagen". Überhaupt scheint die Burg zu Wohnzwecken von den Fürsten kaum benutzt worden zu sein; denn nur wenige Urkunden sind hier ausgestellt. Die heftige Belagerung der Burg im Jahre 1488 wurde bereits an anderer Stelle ausführlich erwähnt. Herzog Philipp der I., welcher zu Beginn seiner Regierung einige Jahre lang seine Hofhaltung auf dem Grubenhagen gehabt hat, begann um 1520 in dem verwüsteten Rotenkirchens am Fuße des Grubenhagen ein Amtshaus mit dazugehörigen Nebengebäuden zu bauen, damit, wie Letzner schreibt, die Untertanen nicht mehr mit saurer Mühe ihre Abgaben an Korn und Früchten auf den Grubenhagen zu fahren brauchten. Die Nachfolger legten daneben einen Lustgarten an, bauten ein Ablegerhaus und eine Kirche. Im dreißigjährigen Krieg wurde die Burg Grubenhagen zu einer Ruine gemacht. Eine Schar von Reitern der Tyllischen Armee hatte im Herbst 1625 die Keller erbrochen und raubte viele Lebensmittel, sowie 11 Fass Einbecker Bier, das schon hundert Jahre dort gelegen haben soll und dem Herzog besonders wert war. Später wurden die Mauerreste abgetragen und zum Bau von Wirtschaftsgebäuden in Rotenkirchens verwendet. Die Domäne am Fuße der Burg wurde im Laufe der Zeit zu einer der besten im Kurfürstentum. Hier, als dem Sitz des Amtes Rotenkirchens leisteten die Einwohner
· Ibers viele Hand- und Spanndienste. Als Rotenkirchens nach 1815 seinem rechtmäßigen Landesherrn zufiel, wurde das Haus des ersten Beamten zu einem Schloss umgebaut und der Park erneuert. Die hannoversche Königsfamilie hat mehrfach den Sommer in Rotenkirchens verbracht.
Fürstentum Grubenhagen und Reformation
Mit der Gründung des Fürstentums Grubenhagen wurde die Stadt Einbeck zunächst Sitz des regierenden Fürsten. Das ist in der Folgezeit nicht so geblieben. Einbeck gehörte zu den ersten Städten des Mittelalters, die dem so bedeutenden Hansebund angehörten. In den Zeiten der verderblichen Fehden wird diese Stadt oft genug der Zufluchtsort auch hiesiger Einwohner gewesen sein. Zu Ende des 15. und am Anfang des 16. Jahrhunderts war das goldene Zeitalter unserer Kreisstadt. Handel und Wandel blühten und so ist es kein Wunder, daß bei dem lebhaften Verkehr der Stadt mit den vielen großen Plätzen des Reiches die Reformation sehr frühen Eingang in unsere Gegend fand. Die erste Predigt der neuen Lehre hielt Johannes Ebbrecht, Pfarrer in Hullersen. Das war schon im Jahre 1522. Durch die bedeutenden Stifte St. Alexandri und St. Marien in Einbeck entstanden schwere Auseinandersetzungen innerhalb der Stadt.
Der regierende Fürst des Fürstentums Grubenhagen war zu jener Zeit Philipp der Ältere, der nach Vernichtung seines Schlosses in Herzberg durch Feuersbrunst auf dem Grubenhagen residierte und den Aufbau des neuen Schlosses in Rotenkirchens begann. Der Fürst hatte auch am Reichstag zu Worms teilgenommen, und nachdem er sich einmal für die neue Lehre er- klärt hatte, blieb er ihr bis an sein Lebensende treu. ·

Dreißigjähriger Krieg

Im Jahre 1617 fiel das Fürstentum Grubenhagen dem Herzog Christian aus dem mittleren Hause Lüneburg zu. Unter seiner Regierung begann die schwere Zeit des dreißigjährigen Krieges, die so namenloses Elend über unser Land gebracht hat. Am 19. Juli 1625 rückte Tilly mit einer starken Heeresabteilung bei Höxter über die Weser und plünderte auch unsere Gegend und übte überall die größten Schandtaten. Die unglücklichen Bewohner verloren ihre
Habe und alle Lebensmittel. Was der Feind nicht mitnehmen konnte, das zerschlug er oder steckte es in Brand. Der angerichtete Schaden ist nicht nachweisbar, doch können
wir uns über die Verhältnisse ein Bild machen, wenn wir die von den Motaignischen und Herbersdorfischen Truppen, von Bocks Regiment und Bernaus Companie angerichteten Schaden auf der Domäne Wetze, die ja in allernächster Nähe liegt, betrachten, die wie folgt spezifiziert sind:
1. Früchte: 55 Malter Roggen, 40 Malter Gerste, 400 Malter Hafer, 40 Malter Bohnen, 12 Malter Erbsen, ferner Roggen im Stroh 109 Schock, desgl. Gerste im Stroh 59 Schock.
2. Vieh: 69 Stück Rinder und Kühe, 18 Kälber, 906 Schafe, 350 Lämmer, 36 Schweine, 18 Bienenstöcke.3. Virtualen: Fleisch, Butter und Käse für 200 Reichsthaler23
4. Hausgeräte: Möbel, Benne und Leinen für 100 Reichsthaler 24
5. Zerschlagene Fenster und Türen für 80 Reichsthaler25
Um das Maß des Elends noch zu füllen, brach die Pest wieder aus und hielt reiche Ernte unter den Menschen. Nach Friedensschluss im Jahre 1648 stand eine bettelarme Bevölkerung vor unbestellten Äckern voller mannshohem Unkraut. Die Sitten waren gelockert und der bis da­ hin hier unbekannte Brandwein war mit den fremden Truppen zu uns gekommen. Schon seit 1634 entstanden heimliche Brennereien und viele Einwohner huldigten dem Müßiggang und dem Schnaps. Die Dörfer Hollenstedt, Stöckheim und Drüber waren völlig zerstört. In den Ruinen der Dörfer hausten Eulen und Fledermäuse und es war unsäglich schwer, wieder in Gang zu kommen. Es fehlte sogar an Bauholz in unserer waldreichen Gegend, denn die Schweden hatten viel Wald abgetrieben und das Holz die Weser hinabgeflößt. Die Ackerleute wurden in den Nachkriegsjahren aufgefordert, neben dem Kornbau auch Tabakbau zu betreiben, um mehr Geldmittel zu bekommen. Dieser hörte aber zunächst um 1712 in unserm Kreis wieder auf.
Hinsichtlich der Rechtspflege brachte das Jahr 1618 für das Fürstentum Grubenhagen eine grundlegende Änderung: Durch die Einführung einer Polizeiordnung wurde der Sachsenspie­ gel, die germanische Rechtssammlung außer Kraft gesetzt und das römische Recht trat an seine Stelle. Es gilt in seinen Grundzügen bis auf den heutigen Tag.
Siebenjähriger Krieg26
Nachdem sich die Bevölkerung von den Folgen des dreißigjährigen Krieges kaum erholt hatte kam neues Leid über unser Land durch den Siebenjährigen Krieg. Auf dem preußischen Thron saß König Friedrich der Große. Er begann und führte drei Kriege um Schlesien gegen Österreich unter Maria Theresia. Georg der II.,. König von England und zugleich Kurfürst von
Hannover verbündete sich mit Friedrich II. Maria Theresia suchte und fand Beistand bei den Franzosen unter Ludwig dem XV. Die nun ausbrechenden Machtkämpfe überschatteten auch unser Land, die Franzosen machten es zum Kampfgebiet. ·
So hatte das Amt Rotenkirchens am Schluss des Siebenjährigen Krieges etwa 1200 Einwohner weniger als bei dessen Beginn.

Einwohnerzahlen in den Kirchspielen
Die Einwohnerzahlen betrugen im Einzelnen: Kirchspiel
1755 1763
Iber - Iber, Dörrigsen, Strodthagen
552 - 312
Avendehausen - Avendshausen, Vardeilsen, Rengershausen
470 - 307
Hullersen - Hullersen, Kohnsen, Holtensen
411 - 235
Odagsen - Odagsen, Edemissen, Immensen
548 - 318
Dassensen - Dassensen, Rotenkirchens, WelJersen
578 - 385
Stöckheim - Stöckheim, Wetze, Buensen
334 - 234

An unbezahlten Kriegsfuhren hat das Amt 44073 Meilen geleistet. Wenn man bedenkt, daß das Amt nur insgesamt 440 Feuerstellen hatte, und daß in ihm nur 70 Meier wohnten, muss man sich wundern, daß alle diese Nöte überstanden wurden.
Das Amt Rotenkirchens war nun eifrig bemüht, den Lebensstandard der Einwohner wieder zu heben. Aus den Gefällen, die die Einwohner Ibers früher entrichten mussten, geht hervor, daß in unserer Gegend viel Mohn angebaut wurde. Ebenso baute man Hopfen an, dessen häufiger Anbau seine Erklärung in der Nähe lbers von Einbeck findet. Die dortigen Brauereien, deren Brauerzeugnisse im Mittelalter bereits weltberühmt waren, gebrauchten jährlich viel Hopfen.

So war denn der Hopfen ein Erzeugnis, das man leicht und schnell zu Geld machen konnte. In Blüte stand aber vor allem die Kultur des Flachses. In der Mitte des 18. Jahrhunderts wurden in Amt Rotenkirchen fast 1000 Morgen Flaches angebaut, und der damalige Amt­
Mann von Rotenkirchens schätzte den Erlös aus dem Flachs, der halb zu Leinen, halb zu Garn verarbeitet wurde, auf 18000 Taler. Nun kam man auch wieder auf den Tabakanbau zurück.
Sein größter Förderer war der Amtmann Schlemm zu Rotenkirchens.
Nach dem 7jährigen Krieg herrschte allgemein Not und Geldknappheit, namentlich auf dem Lande. Die beste Einnahmequelle, der vorerwähnte Flachsanbau, ging durch Verminderung des Leinenhandels sehr zurück. Daher hielt es der Amtmann Schlemm für nötig, · 'daß ein neues Gewerbe aufkomme, um das platte Land in Wohlstand zu erhalten'·. Und er empfahl dazu den Anbau von Tabak, besonders durch die kleinen Leute, die Kötner, Anbauer und Häuslinge, die mit ihren Kindern ohne fremde Hilfe allein fertig werden könnten. Ein Morgen Tabakbau bringe zweimal so viel und noch mehr, als ein Morgen, mit Flacher bestellt. Und überdies habe der Tabakbau den Vorzug, daß er gleich nach der Ernte bares Geld bringe, welches von dem Flachs erst in dem folgenden Jahre durch das Leinen gewonnen wurde. Schlemm ging selbst mit dem Tabakbau voran und bepflanzte im Jahre 1768 3 1/2 Morgen Tabak in Rotenkirchens. Seine Bestrebungen hatten Erfolg. Man erntete im Jahre 1769 auf den Morgen 6 bis 8 Zentner Tabak zu einem Preis von 3 Taler 18 Groschen bis 4 Taler für den Zentner. Wie lange sich jedoch der Anbau gehalten hat, steht nicht fest. Die Bevölkerung ging, wie das zu allen Zeiten geschieht, sicher bald wieder nach Festigung der Wirtschaft auf bodenständigen Anbau zurück. Interessant ist in diesem Zusammenhang, daß auch die Domäne Wetze im zweiten Weltkrieg und kurz danach den Tabakanbau in größerem Stil einführte und ansehnliche Erträge erzielte.
Wir kommen noch einmal auf die Verheerungen zurück, die der 7-jährige Krieg gerade in
unserer engeren Heimat hinterlassen hat. Der Vergleich der Feuerstellen am Ende des Krieges zeigt die unterschiedlichen Einbußen, besonders für Stöckheim, Drüber, Dörrigsen und 0dagsen.
Ab 180032
Wie sah es nun am Anfang des neuen Jahrhunderts aus?
Die Landbevölkerung steht an der Schwelle großer Umwälzungen in der landwirtschaftlichen Wirtschaftsform. Gleichzeitig tritt das liberalistische Zeitalter ein.

Ablösungsgesetz und Verkoppelung

Durch das Ablösungsgesetz vom 10.11.1831 wurde endlich auch der Zehnte durch Abfindung in Geld abgeschafft. In die Mitte des Jahrhunderts fällt auch die Neuordnung der Flurverhältnisse der Dörfer.
. Das Landschaftsbild hat eine völlige Umgestaltung erfahren. Anger, Hecken und Brache fallen weg. Es beginnt die Versteppung des Landes. Mit dem Verschwinden natürlich gewachsener Bestandteile Baum und Busch, schwindet oft die Schönheit der Landschaft. So notwendig die Verkoppelung war, so hatte sie doch für die sogenannten kleinen Leute des Dorfes große Nachteile. Die Mitbeweidung der Angerräume, Dreisehen und Wegrändern entfiel. Die Ablösung von Waldberechtigungen entzog ebenfalls den Häuslingen einen wesentlichen Teil der Existenzgrundlage. Auch wird der Kampf um das tägliche Brot insofern schwerer, als besteigender Lebenshaltungskosten die Löhne der Landarbeiter bei 12 stündiger Arbeit erschreckend gering sind. Die Folge davon war, daß die Einwohnerzahl zurückging. Außerdem gingen viele Menschen ins Ausland.

Die Preußenzeit

Im Jahre 1844 wurde die Landstraße Einbeck - Moringen ausgebaut mit einer neuen Linienführung zwischen Edemissen und Iber. Die erforderlichen Steine fuhren die Bauern aus Iber aus dem Steinbruch am Schmiedeberg von der Buenser Straße bis zur heutigen Kreisgrenze.
Im Jahre 1846/47 war nicht nur die Kartoffelernte eine völlige Missernte, sondern es folgte ein überaus strenger Winter mit hohem Schnee. Allein die entstehende Teuerung führte zu Unruhen, die sich 1848 besondere in Fredelsloh in der Revolution entluden.
Das Jahr 1866 war für Niedersachsen ein Schicksalsjahr mit einschneidenden Folgen seiner Geschichte. Hannover verlor seine Selbständigkeit und ging im preußischen Staat auf. In der Nacht vom 21. zum 22. Juni 1866 biwakierten preußische Soldaten in der Feldmark Immensen und zertraten und zerlagerten 2 1/2 Morgen Roggen und 1/2 Morgen Flachs. Am folgenden Tag marschierten sie von Edemissen her auf Iber zu. Die Einwohner flohen in den nahen Wald vor den "Preußen". Sie kamen aber bald zurück, da die Preußen nicht so schlimm waren, wie das Gerücht verbreitet hatte. Aber immerhin standen sich zwei ganz verschiedene Volksstämme einander gegenüber. Der preußische Soldat in Pickelhaube und den sogenannten Knobelbechern war ein anderer als der hannoversche Soldat. Sie standen sich an Tapferkeit und Bewährung im Kampf nichts nach, aber die Auffassung des Militärdienstes war ganz verschieden. Im Gegensatz zur Ausbildung und Unterbringung der Soldaten nur in Kasernen bei den Preußen lagen unsere Soldaten in der größten Zeit des Jahres in den umliegenden Dörfern bei den Bauern im Quartier. In Northeim Jag eins der hervorragendsten Kavallerieregimenter des Königreichs in Garnison. Anfangs waren es Kürassiere, später Dragoner die nach ihrer Grundausbildung mit ihren Pferden in die Dörfer kamen und bei den Meierhöfen und Großkötnereien im Quartier lagen. Wir finden noch heute in den Dörfern, die Bezeichnung Dragonerkammer und Dragoner Anger. In diesen Kammern lagen die Soldaten und holten vom Dragoneranger das Futter für die Pferde. Unsere Bauern empfanden die Einrichtung nicht als Last, da die Soldaten mit den Pferden auch bei den landwirtschaftlichen Arbeiten halfen, wenn Not am Mann war

Nach dem Krieg von 1870/71 dem sog. Deutsch-Französischen Krieg

Das geeinte Deutschland nahm nach dem Kriege einen großartigen Aufschwung, der seine Auswirkungen bis in das kleinste Dorf trug. Der so nutzbringende Vorteil für die Landwirtschaft ist an anderer Stelle bereits beschrieben. Er zeigte sich u. a. auch in der wesentlich verbesserten Wohnkultur innerhalb des Dorfes. Noch um 1880 fehlte in den meisten Kötner Häusern die Bedielung der Fußböden in den Zimmern. So kam es vielfach vor, daß der Lehmfußboden durch seine langjährige Benutzung so uneben war, daß mitten im Zimmer eine Senke war. Der Rauch aus der Küche stieg nicht durch den Schornstein, sondern aus dem Giebel des Hauses. Das wurde nun alles anders und wer heute in die schmucken Häuser kommt, kann sich kaum eine Vorstellung von den Zuständen machen.

Nach langen Friedensjahren kam das Unglück des ersten Weltkrieges über unser deutsches Volk. Er brachte uns die Niederlage nach beispiellosem Kampf und ist der Beginn einer neuen gewaltigen Epoche zur Neuorientierung Europas, die bis heute noch nicht abgeschlossen ist.

 

 

 

 

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