Odagsen

Geologischer Aufbau

Geologischer Aufbau

Oberflächlich erkennbar setzt die Erdgeschichte unserer Heimat erst mit dem sogenannten Mittelalter der Erde ein. Die unterste Abteilung dieses Zeitalters wird von bunten Sandsteinen gebildet, die in der Ahlsburg hervortreten. Unter dem Sandstein lagern die viele Kilometer dicken Schichten des Altertums der Erde, die im Der Harz durch gewaltigen Druck ans Tageslicht gepresst wurden. Kunde von den Oberschichten des Erdaltertums erhalten wir durch die erfolgten Bohrungen und ihre Erschließung bei Vogelbeck und durch die Salzvorkommen in Sülbeck und Salzderhelden.

Der Buntsandstein der Ahlsburg wurde vor Jahrmillionen in einer langen Zeit heißen Klimas gebildet. Ganz Deutschland war zur Buntsandsteinzeit eine große Senke. Gewaltige Staubstürme brachten von den höheren Gebieten den roten Staub in das heutige Buntsandsteingebiet. Hier wuchsen diese Sandschichten zu fast 1000 m Mächtigkeit an. Hin und wieder lagerte ein Regenguss eine Ton-und Mergelschicht dazwischen. So entstand unser Buntsandstein. Die dicken Sandbänke des Mittleren Buntsandstein geben einen vorzüglichen Baustein, gewisse Lagen waren leicht spaltbar, deren Platten finden wir noch heute auf den Dächern von älteren Gebäuden. Es sind sogenannte Sollingplatten.

Über den Buntsandsteinschichten lagern die grauen Gesteine der Muschelkalkzeit. In dieser Zeit hat sich bei uns kein Sandstein, sondern Kalk abgesetzt. Das Meer kam endgültig zur Herrschaft und bedeckte weite Teile Deutschlands. Die Geologie unterscheidet drei Abteilungen den unteren, mittleren und oberen Muschelkalk, die sämtlich bei uns vertreten sind. Der ganze Nordrand der Ahlsburg, also Böllenberg, lberg und Südlith sind Ablagerungen des Muschelkalk. Die Tiefe des Meeres wechselte im Laufe der Zeit mehrmals, in dem es sich zeitweise verflachte und an seinen Rändern unzählige Tiere absetzte, deren Versteinerungen wir heute in den Schichten unseres Steinbruches deutlich erkennen. Die Gesteine des unteren Muschelkalks dienen hauptsächlich zur Herstellung von Zement und der Gewinnung von Bausteinen. Der Name Muschelkalk wurde den Gesteinen gegeben, weil manche Schichten fast ganz aus versteinerten Meeresmuscheln bestehen. Im unteren Muschelkalk begegnet uns auf Schritt und Tritt eine ganz häufige Versteinerung. Auf manchen Schichtflächen sieht man fingerdicke, oft u-förmig umgebogene Wülste. Das sind die nachträglich mit Schlamm angefüllten Wohnräume eines wurmähnlichen Tieres, der Wurzelkoralle.

Der mittlere Muschelkalk ist im Gebiet selten, er liegt mit seinen mürben, gelblichgrauen Gesteinen meist tief unter den Feldern. Der obere Muschelkalk steckt voll von kleinen trommelförmigen Gebilden, die ihm den Namen Trochitenkalk gegeben haben. Diese Trömmelchen sind die in das Mineral Kalkspat verwandelten Stielglieder eines Tieres der jüngsten Muschelkalkzeit. Das Tier ist die Seelilie, das in ungeheurer Zahl den schlammigen Boden des Meeres bedeckte. Beim lebenden Tier saß eine Trommel auf der andern. Bei uns nennt man diese kleinen Teilchen, .Hexenpfennige" und „Käserollen". Über dem Trochiten­kalk liegt die alleroberste Schichtreihe der Muschelkalkzeit.

Es sind die sogenannten Tonplatten, die voller Versteinerungen sind. Hier erregen besonders die Ammonshörner unsere Aufmerksamkeit, die in Größe von mehr als 30 cm Durchmesser zu Tage kommen. Manche Schichten bestehen ganz aus kleinen Muschelschalen oder deren Trümmer.

Die Bewegung der Erdkruste, die das Meer der jüngsten Muschelkalkzeit schuf, schlug wieder in das Gegenteil um, unsere Heimat hob sich wieder, das Meer wurde immer seichter, statt des Kalkschammes setzten sich nun Sand und Schlickmassen ab. Wir stehen an einem neuen Wendepunkt der Erdgeschichte. Die Muschelkalkzeit geht über in die Keuperzeit.

In dieser Zeit fand ein dauernder Kampf zwischen Land und Meer statt. Die Ablagerungen setzen sich zusammen aus Ton, Sand und Kalk. Mit dem Ende der jüngsten Keuperzeit wurde der Kampf zwischen Meere und Land zu Gunsten des vordringenden Ozeans entschieden. Über ganz Deutschland wogen nun die Fluten des Weltmeeres der Jurazeit.

Ablagerungen dieser Zeit findet man in dem Viereck zwischen Edemissen, Odagsen, Immensen und Strodthagen. Hier kann man nach starken Regenfällen Versteinerungen dieser Zeit sammeln, die zigarrenförmigen "Donnerkeile", wie sie der Volksmund nennt. Es sind Belemniten und zwar das hintere Körperende eines Tintenfisches.

Die Kreide-und Tertiärzeit hat in unserer Heimat keine bemerkenswerten Spuren hinterlassen. Unsere Heimat wurde jedoch Land und blieb es auch ununterbrochen bis auf den heutigen Tag.

Deutliche Spuren hat dann wieder die Eiszeit bei uns hinterm lassen. Damals schob sich das große Inlandeis von Norden kommend bis in den Raum um Gandersheim und Sebexen vor. Unsere nächste Umgebung wurde also nicht vom Eis bedeckt. Aber die Folgen der Vereisung machten sich bei uns geltend durch den Absatz von Löß. Der Lößlehm bedeckt unsere ganze Feldmark und macht sie zu dem fruchtbaren Boden.

Die Bildung des Löß geschah auf folgende Weise:

Unter der Abtauwirkung der Sonne strömten die Tauwasser vom Eiskörper ins Vorland. Alles vom Eise auf seinem langen Wege aufgenommene und durch seine Bewegung fein zerriebene Gesteinsmaterial wird von den Schmelzwassern ins Vorland getragen. Aus diesen weiterhin abgesetzten Schmelzwassersanden weht der durch Abkühlung über den Eismassen entstandene Wind den allerfeinsten Staub heraus, trägt ihn fort und setzt ihn da wieder ab, wo seine Kraft und Transportfähigkeit nachlässt. Diese Staubablagerungen nennen wir echten Löß. Durch die Verwitterung ist er später zu Lößlehm geworden. Diesen finden wir heute in unserer Ackerkrume.

Alle Gesteinsschichten, die wir bis jetzt kennen gelernt haben, ganz gleich, ob sie der Buntsandstein- oder Muschelkalkzeit angehören, sind ursprünglich in waagerechter Lagerung abgesetzt. Wenn wir nun in Steinbruch am Schmiedeberg in Iber eine schräge Schichtenanordnung treffen, müssen wir annehmen, dass irgendeine Kraft sie aus dieser Lage gebracht hat. Diese Kräfte sind tektonischen Ursprungs, d.h. sie leiten sich ab aus den Spannungen im Innern der Erde. Der innere Kern unserer Erde zog sich durch Abkühlung zusammen. Die Gesteinsmasse will dem schrumpfenden Kern folgen und muss sich infolgedessen in Falten legen. Dabei zerbersten die spröden Gesteine meist in Schollen. Die Wirkung solcher gebirgsbildenden Kräfte sehen wir in der Gestaltung unserer heimischen Erdoberfläche vor uns. Es kommt hinzu, dass die einst waagerecht liegenden Schichten des Buntsandsteins und Muschelkalks bei der wiederholten Heraushebung des Harzes jenseits der Leine und der Ahlsburg an unserer Seite gehoben wurden, gleichzeitig sank das Leinetal in die Tiefe. Wir nennen diesen Vorgang eine Grabensenkung. Durch diese Hebung auf der einen und die Senkung auf der anderen Seite musste natürlich das ganze Schichtenpaket schräg gestellt werden! Die Gesteinsmassen ragten in die Luft. Als dann im Laufe der Jahrmillionen die Verwitterung und Abtragung eine Einebnung der Fläche zwischen Leine und Harz vornahm, wurden die schräg zu Tage laufenden Schichten verschieden schnell zerstört. Der mäßig harte Buntsandstein der Ahlsburg verwitterte zu sanft abgerundeter Bergkuppe. Die weichen bunten Mergeltone zwischen Ahlsburg und Iberg wurden bald fortgeschwemmt und bildeten das heutige Tal. Der sehr harte Muschelkalk des Iberges und seiner Fortsetzungen dagegen widerstand besser den Verwitterungen und ragt daher heute als ein im Westen steiler und nach Osten flach abfallender Grat über die Umgebung hervor. Die geschilderte Gebirgsbewegung brachte für die Gegend das bunte Nebeneinander der Ablagerungen verschiedener Zeiten und eben dadurch erhielt die Erdoberfläche ihr wechselvolles Auf und Ab von Berg und Tal. Das geologische Kartenbild führt diese Buntheit sinnfällig vor Augen. Das Eiszeitalter der Erde oder das Diluvium hinterließ uns seine so fruchtbare Lößbildung in der ganzen Feldmark.

Wir Menschen der Jetztzeit betrachten den augenblicklichen Zustand des Landschaftsbildes als ruhend. Das ist jedoch ein Irrtum. Die Kräfte der Verwitterung sind weiter rastlos tätig und arbeiten auch in unserer Zeit des Holozäns an der Umgestaltung der Landschaft. Wie zu allen Zeiten der Erdgeschichte sehen wir also heute noch geologische Kräfte am Werk. Dazu tritt nun aber seit Ende der Eiszeit der Mensch, um im steigenden Maße in die Natur einzugreifen. Er hat die natürliche Landschaft auf weite Flächen der Erdoberfläche umgewandelt in eine Kulturlandschaft. Er stand dabei von Anfang an im Kampf mit der Natur und mit seinesgleichen. Er gestaltete so die Geschichte von der Urzeit bis heute in seinem Land und seiner Siedlung.

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