Odagsen

In seiner "Geschichte des Kirchenspiels Odagsen" berichtet Pator Milbratz auf Seite 2:

Nach alter Überlieferung soll Odagsen seinen Namen von einem Ritter oder Grafen namens Osdag erhalten und ursprünglich "Osdageshusen" geheißen haben.

Auch Albert Falke schreibt in seiner Dorfchronik von Odagsen:

Odagsen wird als „Osdageshusen“ bzw. „Osdageshusun“ in den Urkunden des Klosters Corvey für den Bereich der Jahre 826 – 876 erwähnt. Dieser Name beinhaltet die Bezeichnung eines belehnten Adeligen des Grafen Osdag. Graf Osdag, ein Sohn des Stifters des Klosters Amelungsborn, siedelte sich hier an und errichtete in der Nähe einer verfallenen Holzkapelle eine Ansiedlung, bestehend aus einem einzigen Hofgebäude und nannte es "Osdageshusen“. Die Bezeichnung „husen“ bedeutet im Niederdeutschen etwa „bei den Höfen“.

In dem Buch " "Die Ortsnamen des Landkreises Northeim" wird auch auf den Namen Odagsen eingegangen:

I. Das GW wechselt von -husen zum abgeschwächten -sen. Das Bestimmungswort verändert sich stärker: Bis zum 15. Jh. lautet es recht stabil Osdages-. Das Element -dag- liegt vereinzelt auch als -dach-, -deg- und -deach- vor. Im Beleg 1360 Odax-steht -x- für -gs-. Außerdem ist -s- zwischen O- und -d- geschwunden. Diesers-Schwund dominiert das Namenbild ab dem ausgehenden 15. Jh. Gleichzeitig konkurriert Odags- mit einer weiter abgeschliffenen Form mit g-Schwund Odas-, welche auch im 20. Jh. noch in der Mundart (d.h. dem sog. Plattdeutschen) lebendig ist. Die Mundartform zeigt außerdem durch Diphthongierung des langen -ö- entstandenes anlautendes -au- (Lasch, Grammatik $ 202 Quelle: A. Lasch, Mittelniederdeutsche Grammatik. (Sammlung kurzer Grammatiken Germanischer Dialekte A. Hauptreihe Nr. 9). 2Halle 1914.). )

II. Nach Casemir/Ohainski, Orte S. 136 (Quelle: K. Casemir und U. Ohainski (Bearb.), Das Territorium der Wolfenbüttler Herzöge um 1616. Verzeichnis der Orte und geistlichen Einrichtungen der Fürstentümer Wolfenbüttel, Calenberg, Grubenhagen sowie der Grafschaften Hoya, Honstein, Regenstein-Blankenburg nach ihrer Verwaltungszugehörigkeit. (Beihefte zum Braunschweigischen Jahrbuch 13). Wolfenbüttel 1996). mit dem Grundwort -husen gebildet. Harland, Einbeck S. 14 (Quelle: H. C. Harland, Geschichte der Stadt Einbeck. 2 Bde. Einbeck 1854- 1859) führt den Ortsnamen auf den Personennamen Osdag zurück, ebenso Plümer, Dassel S. 28. (Quelle: E. Plümer, Der Landkreis Einbeck. Geschichte und Gegenwart. Einbeck 1971. ) Zum Personennamen konkretisiert Plümer, Einbeck S. 102f. (Quelle: E. Plümer, Der Landkreis Einbeck. Geschichte und Gegenwart. Einbeck 1971.): „er enthält das typische cheruskische Namenswort ‘dag’. Förstemann, Ortsnamen I Sp. 163 (Quelle: E. Förstemann, Altdeutsches Namenbuch, Bd. 2: Orts- und sonstige geographische Namen. 3. Auflg. hg. von H. Jellinghaus. 2 Tle. Bonn 1913-1916) stellt den Namen zum Personennamensstamm ANS, der aengl. und asä. als ös erscheine und mit germ. Anse, Ose ‘Gott’ verbunden werden könne.

Dieses Element ist nach Förstermann in Odagsen mit -dag-verbunden. Entsprechende Personennamen listet Förstemann, Personennamen Sp. 124 Quelle. Förstemann, Personennamen: E. Förstemann, Altdeutsches Namenbuch. Bd. 1: Personennamen. 2Bonn 1900.  auf.

Udolph, Sachsenproblem S. 434 Quelle: J. Udolph, Sachsenproblem und Ortsnamenforschung. In: Die Altsachsen im Spiegel der nationalen und internationalen Sachsenforschung: Neue Forschungsergebnisse. (Gedenkschrift für Dr. Albert Genrich). Hg. von H.-J. Häßler. Oldenburg 1999,).führt den Ortsnamen auf eine Grundform „*Osdageshusen < *Ansdages-husen“ zurück.

III. Bildung mit dem Grundwort -hüsen und dem stark flektierenden (beugenden) zweigliedrigen angelsächsischen Personennamen Osdag, vgl. Förstemann, Personennamen Sp. 124 Quelle wie oben, Schlaug, Altsächs. Personennamen S. 139 Quelle W. Schlaug, Die altsächsischen Personennamen vor dem Jahre 1000. (Lunder Germanistische Forschungen 34). Lund/Kopenhagen 1962. und Schlaug, Studien S. 135 Quelle: W. Schlaug, Studien zu den altsächsischen Personennamen des 11. und 12. Jahrhunderts. (Lunder Germanistische Forschungen 30). Lund/Kopenhagen 1955.. Das Erstelement Os- ist zum Personennamen-Stamm ANS, zu germ. *ans ‘(heidnischer) Gott’, zu stellen. Im Asä. schwindet -n- vor -s- bei Zerdehnung des -a- zu -Ö- (Gallee, Grammatik $ 214 Quelle: J. H. Gallée, Altsächsische Grammatik. 3. Auflg. hg. von H. Tiefenbach. (Sammlung kurzer Grammatiken germanischer Dialekte A Hauptreihe Nr. 6). Tübingen 1993.). Das Zweitelement -dag, zu asä. Dag ‘Tag’, ist Personennamen-Element im Asä, sehr verbreitet (vgl. Schröder, Namenkunde S. 31f. Quelle: E. Schröder, Deutsche Namenkunde. 2Göttingen 1944., Wenskus, Stammesadel S. 301-334 Quelle: R. Wenskus, Sächsischer Stammesadel und fränkischer Reichsadel. (Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen; PhilologischHistorische Klasse Nr. 93). Göttingen 1976.  und Udolph, Sachsenproblem S. 432-439 Quelle wie oben.

Nach Gallee, Grammatik $ 256d Quelle wie oben, kann es auch als -dach oder -dech erscheinen. Der Schwund des on Osdags- zu Odai keine sprachliche Gesetzmäßigkeit. Vielleicht ist er als Dissimilationserscheinung (Dissimilation ,Ungleichmachung‘)  (Lasch, Grammatik § 230 Quelle wie oben) zu erklären, nachdem durch Assimilation von -gss- in Osdag(e)ssen zu 1476 Ossdassen) eine s-Häufung eintrat. Eine ähnliche Entwicklung ist auch bei (f) Örshausen, Kr. Göttingen (NOB IV S. 309f.), 1353 Osdageshusen, 1414 Odeshusen, zu beobachten. Den Personennamen enthalten weiterhin die Ortsnamne Ödishausen, Kr. Goslar (1154 Osdageshusen), und Audaxen bei Warburg (966-967 [A. 15. Jh.] Osdegeshusun), Kr. Höxter; vgl. Udolph, Sachsenproblem S. 434. Quelle wie oben)

Die Ortsnamen von Odagsen wurden dem Buch "Die Ortsnamen des Landkreises Northeim" entnommen. In diesem Buch werden die Namensgebungen aller Ortschaften des heutigen Landkreis Northeim (einschließlich Wüstungen) aufgeführt. Hier sind (natürlich) ausschließlich die Bezeichnungen von Odagsen einschließlich Quellen aufgeführt. Wie die Verfasser zur Entstehung des heutigen Namens argumentieren, werde ich (demnächst) in einem anderen Beitrag berichten.

ODAGSEN

826-876 (Abschrift aus dem 15. Jh.) Osdageshusen (Trad. Corb. $ 213 S.119)

826-876 (Abschrift aus dem 15. Jh.) Osdagheshusun (Trad. Corb. $ 225 S. 121) (siehe auch Erste Urkundliche Erwähnung)

Trad. Corb.: K. Honselmann (Hg.), Die alten Mönchslisten und die Traditionen des Klosters Corvey. (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen X, 6, 1).Paderborn 1982. Register dazu: L. Schütte, Die alten Mönchslisten und die Traditionen von Corvey. Teil 2: Indices und andere Hilfsmittel. (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen X, 6, 2). Paderborn 1992

1131 (Fälschung aus dem 13. Jh.) Osdagheshusen (MGH DL III Nr. 128 S. 219)

MGH DL III.: Die Urkunden Lothars III. und der Kaiserin Richenza. Hg. von E. von Ottenthal und H. Hirsch. (MGH Die Urkunden der deutschen Könige und Kaiser 8). Berlin 1927.

1154 Osdageshusen (UB Goslar I Nr. 225 S. 255)

UB Goslar: G. Bode und U. Hölscher (Bearb.), Urkundenbuch der Stadt Goslar. (Geschichtsquellen der Provinz Sachsen 29, 30, 31, 32, 45) 5 Tle. Halle/Berlin 1893-1922. Register zu Bd. 5. Bearb. von T. Tappen. Goslar 1956.

1157 Osdageshusen (MGH DF 1. Nr. 172 S.292)

MGH DF I: Die Urkunden Friedrichs I. Bearb. von H. Appelt u.a. (MGH Die Urkunden der deutschen Könige und Kaiser 10). 5 Tle. Hannover 1975-1990.

1160 Osdageshusen (UB Goslar I Nr. 244 S. 279)

UB Goslar: G. Bode und U. Hölscher (Bearb.), Urkundenbuch der Stadt Goslar. (Geschichtsquellen der Provinz Sachsen 29, 30, 31, 32, 45) 5 Tle. Halle/Berlin 1893-1922. Register zu Bd. 5. Bearb. von T. Tappen. Goslar 1956.

1236 Osdachessen (Goetting, Findbuch I Nr. 51 S. 34)

Goetting, Findbuch: H. Goetting u.a., Findbuch Reichsstift Gandersheim. Niedersächsisches Staatsarchiv Wolfenbüttel Urk. Abt. 6. Manuskript 3 Bde. 1957.

1236 Osdagessen (UB Fredelsloh Nr. 20 S. 34)

UB Fredelsloh: Urkundenbuch des Stifts Fredelsloh. Bearb. von M. Hamann. (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen XXXVII, 6). Hildesheim 1983.

um 1274 Osdegishusen (Sudendorf I Nr. 79 S. 51)

Sudendorf: H. Sudendorf (Hg.), Urkundenbuch zur Geschichte der Herzöge von Braunschweig und Lüneburg und ihrer Lande. 10 Tle. Hannover 1859-1880. Tle. 11: Register, bearb. von C. Sattler. Göttingen 1883.

1337 Osdaghessen (Goetting, Findbuch INr. 1438.72)

Goetting, Findbuch: H. Goetting u.a., Findbuch Reichsstift Gandersheim. Niedersächsisches Staatsarchiv Wolfenbüttel Urk. Abt. 6. Manuskript 3 Bde. 1957.

1360 Odasxhusen (UB Boventen Nr. 129 S. 125)

UB Boventen: Urkundenbuch zur Geschichte der Herren von Boventen. Bearb. von J. Dolle. (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen XXXVII, 16). Hannover 1992.

1379 Hermannus Cuntzen de Osdageshusen (Kelterborn, Bürgeraufnahmen I S. 29)

Kelterborn, Bürgeraufnahmen: H. Kelterborn, Die Göttinger Bürgeraufnahmen. 1328- 1710. 2 Bde. Göttingen 1961-1980.

1413 plebanus in Osdagessen (Bilderbeck, Sammlung I Nr. 7 S. 41)

 Bilderbeck, Sammlung: C. L. von Bilderbeck, Sammlung ungedruckter Urkunden und anderer zur Erläuterung der Niedersächsischen Geschichte und Altertümer gehöriger Nachrichten. 1. Band 5. Stück, Gedanken von dem Ursprunge der Stadt Einbeck und der geistlichen Stiftungen daselbst. Göttingen 1752 (= I);

1476 (A.) ecclesiam parochialem sancti Pancracüi in Ossdassen (Bilderbeck, Sammlung III Nr. 25 S. 190)

Bilderbeck, Sammlung: C. L. von Bilderbeck, Sammlung ungedruckter Urkunden und anderer zur Erläuterung der Niedersächsischen Geschichte und Altertümer gehöriger Nachrichten 2. Band 2. Stück, Nachrichten von dem Dom-Stifte St. Alexandri in Einbeck. Göttingen 1754 (= III)

1503 Odagssen (Reg. Wallmoden Nr. 402 S. 125)

Reg. Wallmoden: Die Regesten des Geschlechtes von Wallmoden. Bearb. von H. Dürre. Wolfenbüttel 1892.

1544 Odassen (Kayser, Kirchenvisitationen S. 587)

Kayser, Kirchenvisitationen: K. Kayser, Die reformatorischen Kirchenvisitationen in den welfischen Landen 1542-1544. Göttingen 1896.

1588 Odagsen (UB Grubenhagen Nr. 145 S. 89)

UB Grubenhagen: Urkundenbuch zur Geschichte des Fürstenthums Grubenhagen. Hg. von G. Max. Register der Orts- und Personennamen. Bearb. von U. Ohainski. (Göttinger Urkundensammlung 1). Göttingen 2001.

1596 Odassen (Letzner, Chronica Buch 5 S. 22r)

Letzner, Chronica: J. Letzner, Dasselische und Einbeckische Chronica. Erfurt 1596. [ND Hannover-Döhren 1976].

um 1616 Odaßen (Casemir/Ohainski, Territorium S. ET)

Casemir/Ohainski, Territorium: K. Casemir und U. Ohainski (Bearb.), Das Territorium der Wolfenbüttler Herzöge um 1616. Verzeichnis der Orte und geistlichen Einrichtungen der Fürstentümer Wolfenbüttel, Calenberg, Grubenhagen sowie der Grafschaften Hoya, Honstein, Regenstein-Blankenburg nach ihrer Verwaltungszugehörigkeit. (Beihefte zum Braunschweigischen Jahrbuch 13). Wolfenbüttel 1996.

1631 Odagessen (Reg. Wallmoden Nr. 606 S. 189)

Reg. Wallmoden: Die Regesten des Geschlechtes von Wallmoden. Bearb. von H. Dürre. Wolfenbüttel 1892.

1762 Odagsen (Hartmann, Schicksale S. 37)

Hartmann, Schicksale: W. Hartmann, Schicksale des Einbecker Landes im Siebenjährigen Kriege. In: Göttinger Blätter 2, Heft 3/4 (1936), S. 30-38

1823 Odagsen (Ubbelohde, Repertorium 3. Abt. S. 30)

Ubbelohde, Statistisches Repertorium: W. Ubbelohde, Statistisches Repertorium über das Königreich Hannover. Hannover 1823.

1951 (dialekt.)  Audaßen (Flechsig, Beiträge S. 19)

Flechsig, Beiträge: W. Flechsig, Beiträge zur Ortsnamenforschung in den ehem. Fürstentümern Göttingen-Grubenhagen. In: Northeimer Heimatblätter Jg. 1953, Heft 1/2, S. 3- 62.

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